Glossareinträge beginnend mit R

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Rasse- und SiedlungshauptamtNach Begriff suchen

Gegründet 1931, zwischen 1935 und 1945 eines der zwölf Hauptämter der SS. Es sollte dazu dienen, Himmlers Konzeption von der "Zucht einer germanischen Rasse" zu verwirklichen und für diese einen "Lebensraum" zu erobern. Das RuSHA bestand aus vier Ämtern: dem Rasseamt, dem Schulungsamt, dem Sippenamt (zuständig für die Abkunft von SS-Männern und SS-Kandidaten) und dem Siedlungsamt.

Synonyme: RuSHA
Rassenbiologische UntersuchungenNach Begriff suchen

Die 1936 im Reichsgesundheitsamt in Berlin unter der Leitung des Arztes Dr. Dr. Robert Ritter eingerichtete "rassenhygienische Forschungsstelle" (Rassenhygiene) erstellte im Auftrag des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) bis 1944 über 24.000 "Rassegutachten" über Sinti und Roma. Die demütigenden körperlichen Untersuchungen bestanden im Vermessen, Fotografieren u. Abformen von Körperteilen, häufig unter Anwendung von Gewalt. Ergänzend wurden genealogische Daten erfasst. Die Gutachten dienten als Planungsunterlagen zum Völkermord.

RassenhygieneNach Begriff suchen

Nach 1860 in England von Francis Galton als Eugenik bezeichnete Lehre von der Förderung des Erbguts. Die in Deutschland von Alfred Ploetz und Wilhelm Schallmeyer nach 1890 mit einer radikaleren Zielsetzung unter dem Begriff Rassenhygiene propagierte Steuerung der Fortpflanzung durch "Auslese" und "Ausmerze" bereitete bei den deutschen Ärzten den Boden für die Akzeptanz der nationalsozialistischen Gesundheits- und Bevölkerungspolitik, die mit Zwangssterilisation und Heiratsverboten begann und im "Euthanasie"-Programm und Völkermord endete.

Synonyme: Eugenik, Rassenpolitik
RassenlehreNach Begriff suchen

Kernpunkt der NS-Ideologie war die abwegige Behauptung der biologischen Ungleichheit der Menschen und "Rassen" und der Höherwertigkeit der nordisch-germanischen Völker bzw. "arischen Rasse" gegenüber "minderwertigen Rassen", vor allem Juden, "Zigeunern", "Negern", Slawen und Asiaten. Vermischung mit "Minderwertigen" führe zum Untergang der "Höherwertigen". Diese Vorstellungen waren keine Erfindung der Nationalsozialisten. Sie basierten auf Rassentheorien des 19. und 20. Jahrhunderts, die im NSDAP-Programm und Hitlers Buch "Mein Kampf" (1923) verarbeitet wurden.

Synonyme: Eugenik, Rassenpolitik
RassenschandeNach Begriff suchen

Straftatbestand nach § 2 des "Blutschutzgesetzes" (Nürnberger Gesetze), wonach "Mischehen" und außerehelicher Geschlechtsverkehr mit Personen "artfremden Blutes" (Juden, "Zigeunern", "Negern") verboten und selbst schon der Versuch strafbar war. Obwohl Absatz 2 des § 5 eine Verurteilung nur für Männer vorsah, wurde diese Bestimmung umgangen. Es wurden vor allem jüdische Frauen und "Zigeunerinnen" in KZ eingewiesen.

Rat für Nationale EinheitNach Begriff suchen

Organ des polnischen Untergrundstaates - die Entsprechung zum polnischen Parlament, Vertretung der mit dem Londoner Lager verbündeten Parteien und politischen Gruppierungen. Der Rat für Nationale Einheit entstand am 9. Januar 1944 als Folge der Umstrukturierung der politischen Landesvertretung. Er besaß Beratungskompetenz und konnte seine Meinung durch einen Delegierten im Parlament äußern sowie Vorschläge an die polnische Regierung verfassen.

Ravensbrück (KZ)Nach Begriff suchen

Konzentrationslager für Frauen bei Fürstenberg, 80 km nördlich Berlins, eröffnet im Mai 1939, Ende April 1945 von der Sowjetarmee befreit. Das Lager wurde im Winter 1938-39 von Häftlingen aus Sachsenhausen in einem Sumpfgebiet erbaut. Für 15.000 Häftlinge angelegt, wurden zeitweise mehr als 120.000 Frauen aus 23 Ländern dort zusammengepfercht, u.a. Frauen aus dem politischen Widerstand, Zeuginnen Jehovas, Sinti und Roma und Jüdinnen. Zu Ravensbrück gehörte ein separates Männerlager und das Jugend-KZ Uckermark für Mädchen. Noch Anfang 1945 wurde eine Gaskammer installiert.

Synonyme: Konzentrationslager Ravensbrück
ReichsbürgergesetzNach Begriff suchen

Nach dem "Reichsbürgergesetz" konnten politische Rechte (u.a. Stimmrecht, Wahrnehmung öffentlicher Ämter) nur noch von "Reichsbürgern" (definiert als Staatsangehörige deutschen und artverwandten Blutes) wahrgenommen werden. Es wurde zusammen mit dem "Gesetz zum Schutz des dt. Blutes und der dt. Ehre" am 15.9.1935 auf dem Nürnberger Parteitag verkündet (Nürnberger Gesetze).

ReichsfluchtsteuerNach Begriff suchen

Am 8.12.1931 wurde bereits unter den Bedingungen wirtschaftlicher Depression zur Verhinderung von Kapitalflucht auf Vermögen über 200.000 Reichsmark eine Steuer von 25 Prozent der Vermögenssumme eingeführt, die nach 1933 auswandernden Juden und Regimegegnern gesetzwidrig auferlegt wurde. Durch Verordnung vom 8.5.1934 wurden bereits Vermögen bereits ab 50.000 RM und Jahreseinkommen ab 20.000 RM entsprechend besteuert, wodurch die zur Auswanderung gezwungenen faktisch ausgeplündert wurden.

Reichsgau WarthelandNach Begriff suchen

Ehemals polnische Gebiete in Westpolen, die nach der Verordnung Adolf Hitlers vom 8. Oktober 1939 in das Dritte Reich aufgenommen wurden. In den Jahren 1939-1945 wurden von den dort lebenden Polen ca. 480.000 ermordet, viele von ihnen Angehörige der polnischen Intelligenz und ca. 100.000 in das Generalgouvernement umgesiedelt. Ihr Besitz wurde von Deutschen und sog. Volksdeutschen übernommen, die in diesem Gebiet angesiedelt wurden. Statthalter des Warthelandes war Arthur Greiser.

ReichskristallnachtNach Begriff suchen

Bezeichnung ungeklärter Herkunft für die reichsweiten gewalttätigen Übergriffe auf jüdische Menschen, Geschäfte, Wohnungen, Synagogen und jüdische Einrichtungen in Deutschland und Österreich durch SA, HJ und NSDAP- Mitglieder am 9./10. November 1938. Über 7.000 Geschäfte und Wohnungen wurden zerstört, 91 Menschen getötet, und ca. 28.000 jüdische Männer in KZ, Tausende jüdische Frauen in städtische Gefängnisse eingesperrt. Durch Terror sollten die Juden massenhaft zum Verlassen des Deutschen Reiches veranlasst werden.

Synonyme: Kristallnacht, Novemberpogrom
ReichskulturkammerNach Begriff suchen

Durch Gesetz vom 22. 9.1933 als Instrument der NS-Kulturpolitik geschaffen, gehörte sie zum Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter der Leitung von Joseph Goebbels. Die Reichskulturkammer bestand aus sieben Unterabteilungen für Musik, Literatur, Film, Theater, Rundfunk, Bildende Kunst und Presse. Die Mitgliedschaft war Pflicht. "Nichtarier" (Juden und "Zigeuner") wurden ausgeschlossen und konnten danach ihre Berufe nicht mehr ausüben.

ReichsschrifttumskammerNach Begriff suchen

Unterabteilung der Reichskulturkammer. Die Mitgliedschaft war Pflicht und Voraussetzung für die Berufsausübung. "Nichtarier" (Juden und "Zigeuner") wurden ausgeschlossen und konnten als Folge ihre Berufe nicht mehr ausüben.

ReichssicherheitshauptamtNach Begriff suchen

Im September 1939 gegründete Behörde im SS-Apparat. Zusammenschluss von SD und Sicherheitspolizei einschließlich der Gestapo und Kriminalpolizei unter der Leitung von Reinhard Heydrich (1943-45 Ernst Kaltenbrunner) mit Sitz in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße.

Synonyme: RSHA
Reinhard HeydrichNach Begriff suchen

Geboren 1904 in Halle, Vater Musiker. Katholisches Gymnasium, 1919/20 Meldegänger im Freikorps Maercker. 1922-1931 Kriegsmarine, in Unehren entlassen. 1931 Eintritt in die NSDAP und SS. Chef der Sicherheitspolizei und des SD. 1939 Chef des RSHA. Organisator der "Endlösung der Judenfrage". 1941 Reichsprotektor von Böhmen und Mähren. Einberufung und Leitung der Wannsee-Konferenz (20.1.1942). Am 27.5.1942 durch Attentat des tschechischen Widerstands schwer verletzt, starb H. am 4.6.1942. Zur Vergeltung wurde das Dorf Lidice liquidiert.

RemigrantenNach Begriff suchen

Remigranten bezeichnet Menschen, die erst in ein anderes Land ausgewandert (emigiert) sind, z.B. während der Zeit der Nationalsozialisten und zu einem späteren Zeitpunkt wieder in ihr eigentliches Heimatland zurückkehren (remigrieren).

RepublikanerNach Begriff suchen

1983 in der Bundesrepublik Deutschland gegründete rechtsextreme Partei.

Synonyme: Die Republikaner, Rep, Reps
Rettung der dänischen JudenNach Begriff suchen

1940 lebten in Dänemark 8.000 Juden, davon 1.500 Flüchtlinge. Im August 1943 wurde die dänische Regierung entmachtet und der Ausnahmezustand erklärt. Bevor die Verhaftung der nun ungeschützten Juden begann, informierte der deutsche Diplomat Duckwitz die dänische Widerstandsbewegung, die die Rettungsaktion organisierte. 7.900 Verfolgte wurden mit Booten nach Schweden gebracht. Von den 466 dennoch Verhafteten, die nach Theresienstadt deportiert wurden, konnten bis auf 51 Personen alle durch Intervention der dänischen Regierung gerettet werden.

Synonyme: Dänische Judenrettung, Rettung dänischer Juden
RivesaltesNach Begriff suchen

Gemeinde im Departement Pyrénées-Orientales im Südwesten Frankreichs. Die Gemeinde liegt ca. 8 km nördlich der Stadt Perpignan. In Rivesaltes befand sich ab 1941 ein Internierungslager der Vichy-Regierung. In der Barackenstadt wurden vor allem Familien untergebracht. Nachdem sich die Vichy-Regierung im Juni 1942 verpflichtet hatte, 10.000 Juden aus der unbesetzten Zone an die Deutschen auszuliefern, wurde Rivesaltes zum Deportationslager, von dem aus die dort inhaftierten Menschen, vor allem Juden aber auch Sinti und Roma verschiedener Herkunft, in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert wurden.

Robert KempnerNach Begriff suchen

1899-1993. Deutsch-jüdischer Jurist, bis zu seiner Entlassung 1933 aus dem Staatsdienst im preußischen Innenministerium Justitiar der Polizei. 1935 Ausbürgerung u. Emigration, ab 1939 in den USA, Regierungsberater, ab 1943 Mitglied der War Crimes Commission. 1945/46 Stellvertretender Hauptankläger der USA im Nürnberger Internationalen Militärtribunal, 1947/48 sogen. Wilhelmstraßenprozess gegen Beamte des Auswärtigen Amtes. Ihm ist die Auffindung des Protokolls der Wannsee-Konferenz zu verdanken. Sachverständiger in weiteren NS-Verfahren u. Anwalt der Opfer.

Synonyme: Robert M.W. Kempner
RomaNach Begriff suchen

Rom bedeutet Mensch in Romanes, der Sprache der Roma. Internationale kollektive Bezeichnung für ca. 10 Millionen Menschen auf der Welt. Roma leben überwiegend in Ost- und Südosteuropa, einige auch seit ca. 100 Jahren in Deutschland und Mitteleuropa. Sie unterscheiden sich von den Sinti durch sprachliche Unterschiede (Dialekte u. Lehnwörter) und in kulturellen Traditionen. Gemeinsam ist ihnen der besondere Zusammenhalt der Familien, die unbestrittene Autorität und Verehrung der älteren Generation durch die Jüngeren sowie die Erfahrung der Verfolgung als "Zigeuner".

RomanesNach Begriff suchen

Aus dem altindischen Sanskrit stammende Sprache der ethnischen Minderheit der Roma. Sie wird von Sinti und Roma seit Jahrhunderten im deutschen Sprachraum gesprochen.

Rosch ha SchanaNach Begriff suchen

Hebräisch: Anfang des Jahres. Neujahrsfest am 1. und 2. Tischri, dem 1. Monat des jüdischen Kalenders (September/Oktober).

Synonyme: Rosch ha-Schana
Rote KapelleNach Begriff suchen

Fahndungs- und Tarnbezeichnung der Gestapo für die linksliberalen Widerstandskreise um Arvid Harnack, Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium, und Harro Schulze-Boysen, Offizier im Reichsluftfahrtministerium. Die Klassifizierung als sowjetische Spionageorganisation verfälschte die Motive und politischen Ziele dieser Gruppen und wirkte sich nachteilig auf ihre Anerkennung in der Nachkriegszeit aus. 120 von den über 50 Frauen und 100 Männer der "Roten Kapelle" wurden Ende 1942 verhaftet, 92 angeklagt, 49 davon zum Tode verurteilt und hingerichtet, darunter 19 Frauen.

Rudolf HößNach Begriff suchen

Geboren 1900. Höß wuchs in fromm-katholischem Milieu auf. 1916 Kriegsfreiwilliger, 1919 Freicorps Roßbach, 1922 Eintritt in die NSDAP. 1923 Beteiligung an Fememord und Verurteilung zu 10 Jahren Haft, 4 Jahre Zuchthaus Brandenburg, 1928 begnadigt. 1934 Eintritt in die SS und Blockführer im KZ Dachau, 1938 KZ Sachsenhausen, 1940-43 Kommandant des Vernichtungslagers Auschwitz, 1943-45 Leiter der Amtsgruppe D des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamts (WVHA). 1946 verhaftet, an Polen ausgeliefert und 1947 in Auschwitz erhängt.

Synonyme: Rudolf Höss